Die Dissertation ist kein Spaziergang. Jeder von uns wird auf dem Weg zum Abschluss von einigen Hürden und Herausforderungen überrascht. Dr. Lisa Schmollmüller hat einige Tipps gesammelt, die in dieser Phase hilfreich sein können und dir vor allem auch verdeutlichen sollen, dass wir alle mit ähnlichen Problemen beim Verfassen der Dissertation konfrontiert sind.
Die Dissertationsphase ist kein Spaziergang. Jeder von uns wird auf dem Weg zum Abschluss von einigen Hürden und Herausforderungen überrascht. Ich habe für dich einige Tipps gesammelt, die in dieser Phase hilfreich sein können und dir vor allem auch verdeutlichen sollen, dass wir alle mit ähnlichen Problemen beim Verfassen der Dissertation konfrontiert sind.
In der ersten Zeit der Dissertationsphase ist der Kopf oft prall gefüllt mit Ideen, Problemen und Lösungswegen zum Thema. Diese Gedanken schwirren meist noch unstrukturiert und zusammenhangslos herum. Daher fällt es besonders schwer mit dem Schreiben „loszulegen“. Wo soll ich nur anfangen? Die Lösung ist einfach: Es ist nicht entscheidend, mit welchem Themengebiet du beginnst. Wichtig ist, dass du die ersten Gedanken zu Papier bringst. Die Zusammenhänge und die Struktur ergeben sich später.
Ein Feedback von deinem Betreuer / deiner Betreuerin oder auch eine Diskussion mit diesem / dieser ist Gold wert. Doch auch deine Kolleg:innen, die nicht in das Thema vertieft sind, können eine große Hilfe sein. Nutze die Gelegenheit und diskutiere mit ihnen, vor allem, wenn du dir bei einem Problem oder einem deiner Lösungswege unsicher bist. In der Diskussion ergeben sich oft neue Perspektiven und Argumente.
Es kann der Zeitpunkt kommen, an dem du deinen eigenen Gedanken nicht mehr folgen kannst und du kaum noch etwas zu Papier bringst. Soweit es möglich ist, hilft es in dieser Situation, eine längere Pause einzulegen. Auch wenn du einen Themenbereich vorerst als abgeschlossenen ansiehst, solltest du die Arbeit einige Tage oder sogar Wochen zur Seite legen. Etwas Abstand zum Thema und Text hilft, Widersprüche oder unpräzise Formulierungen zu erkennen. Du wirst nach einer Pause den Text mit hoher Wahrscheinlichkeit noch einmal überarbeiten und dadurch verbessern.
Solltest du dir keine Pause von deiner Arbeit gönnen wollen oder können, hilft es auch, einfach mal das Kapitel zu wechseln und an einer anderen Stelle in deiner Arbeit weiterzuarbeiten. Auch so gewinnst du Abstand zu dem aktuellen Themenbereich. Unter Umständen hilft dir diese Arbeitsweise auch dabei, neue Zusammenhänge in deiner Arbeit zu erkennen.
In jener Zeit, in der man sehr intensiv an der Dissertation schreibt, überschlagen sich oftmals die Gedanken. Leider hat man kaum die Möglichkeit, jeden Gedanken sofort weiterzuverfolgen und auszuformulieren. Es empfiehlt sich, bereits zu Beginn ein Dokument mit den losen Gedanken anzulegen. Schreibe einzelne Gedanken in Stichworten nieder, sodass sie später noch nachvollziehbar sind. Du kannst dir sicher sein, dass du dem Großteil deiner Gedanken im Zuge deiner Arbeit noch einmal begegnest.
Ein weiterer Trick, um eine Blockade im Kopf zu lösen, ist der Wechsel des Arbeitsplatzes. Manchmal reicht es bereits aus, an einem anderen Platz im Raum zu sitzen. Du kannst aber auch einmal einen Tag im Kaffeehaus, in der Ferienwohnung oder etwa im Haus eines Freundes arbeiten. Jeder Ortswechsel kann dir dabei helfen, die Gedanken auf neue Wege zu bringen.
Solltest du mit einem Kapitel unzufrieden sein und formulierst du einen Absatz bereits das zehnte Mal um, dann ist es an der Zeit, ein neues Dokument zu öffnen und diesen Teil neu zu verfassen. Verwende dabei nicht die alten Textbausteine und schreibe nicht vom alten Dokument ab. Du hast dich nun so lange mit diesem Kapitel befasst, dass du den Inhalt mit Sicherheit im Kopf hast. Auf Grundlage deiner Erinnerung formulierst du den neuen Text. Dadurch werden nur die zentralen Inhalte in die neue Version eingehen.
Am Beginn der Arbeit hat man oft einen bestimmten Aufbau der Arbeit im Kopf. Diese Struktur ist wichtig. Doch halte nicht eisern an diesem Plan fest. Es können sich im Laufe der Arbeit weitere Aspekte ergeben, die mitaufgenommen werden sollten, während sich andere Aspekte als weniger relevant herausstellen. Bleib daher flexibel und lassen es zu, wenn die Arbeit auf einem etwas anderen Weg zum angepeilten Ziel gelangt.
Diese Abweichung vom geplanten Weg hat oft auch zur Folge, dass sich bereits fertig gestellte Teile am Ende als irrelevant für die eigentliche Problemstellung erweisen. Auch wenn es schwerfällt, habe den Mut und lösche diese Teile deiner Arbeit! Potentielle Leser:innen wären aufgrund der fehlenden Relevanz deiner Ausführungen irritiert. Und damit es etwas leichter fällt: Du musst den Text nicht endgültig löschen. Eventuell bietet sich dieser Text für eine andere Veröffentlichung an.
Und zu guter Letzt ist irgendwann der Punkt gekommen, um deine Arbeit zu beenden. Gestehe dir ein, dass die Arbeit niemals perfekt und allumfassend sein wird. Es kommen immer wieder Themenbereiche auf, die noch vertieft und besser herausgearbeitet werden können. Aber wenn du dir zum Ziel setzt, jedes Problem zu behandeln oder sogar zu lösen, wird die Arbeit auch niemals fertig. Du kannst immerhin auch später noch über einen zweiten Band oder eine zweite Auflage nachdenken!
Lisa Schmollmüller ist Universitätsassistentin (post doc) am Institut für Procedural Justice an der Johannes Kepler Universität Linz.