Im Gespräch mit Dr. Ilka Mehdorn, Christine Seiz und Dr. Dominika Wojewska zum Eintritt von Dentons bei den Paragraphinnen
Ilka Mehdorn:
Unbedingt. Ich kann für meinen Teil sagen, dass ich selbst in meiner Karriere sehr von der Unterstützung anderer Frauen in Führungspositionen profitiert habe. Außerdem ist in Frauennetzwerken der Austausch in aller Regel sehr intensiv und von persönlichen Erfahrungen geprägt und kann daher für das eigene Fortkommen sehr hilfreich sein. Frauennetzwerke sind in den vergangenen 20 Jahren nach meinem Empfinden außerdem professioneller und zielorientierter geworden.
Christine Seiz:
Ich stimme Ilka zu. Ein Frauennetzwerk schafft Raum für Erfahrungsaustausch und Mentoring unter Gleichgesinnten. Dadurch gelingt es auch, Frauen auf höhere Positionen vorzubereiten und ihre Sichtbarkeit zu steigern. Ein Engagement in Frauennetzwerken ist daher aus meiner Sicht weiterhin wichtig, dies gilt besonders im männlich dominierten Beruf der Anwaltschaft. Trotz eines steigenden Frauenanteils in der Gesamtanwaltschaft sind Frauen auf Partnerebene weiterhin unterrepräsentiert. Netzwerke bieten die Chance, von weiblichen Vorbildern (Role Models) zu lernen, die ähnliche Karrierewege erfolgreich gemeistert haben.
Ilka Mehdorn:
Das ist mir sogar an vielen Punkten meiner Karriere aufgefallen, und es gibt immer noch solche Momente.
Es ist meine feste Überzeugung, dass wir die hohen Einstiegsraten von Anwältinnen – die bekanntermaßen über die Jahre immer weiter abnehmen – in unserem Beruf nur halten können, wenn wir diesen Anwältinnen die feste Überzeug vermitteln können, dass sie in jeder einzelnen Lebensphase bei uns die Unterstützung finden, die sie benötigen, um auf dem von ihnen gewählten Karrieretrack zu bleiben. Dazu gehört auch ein Off- und Onboarding zu und nach der Elternzeit.
Auf deutscher Ebene haben wir das „W-Lab“ institutionalisiert, eine Veranstaltung an allen Standorten, teils intern, teils extern in der wir uns ausschließlich mit Frauen- und elternspezifischen Themen befassen. Wir bieten auch regelmäßig frauenspezifische Schulungen an. So haben wir mit der „Humorexpertin“ Katrin Hansmeier eine „Schlagfertigkeits-Schulung“ durchgeführt, die sich vornehmlich mit der Frage der passenden, unmittelbaren Reaktion auf stereotype Ansagen befasste. Die Schulung an sich war geschlechterunspezifisch, aber wir haben sie in dem Bewusstsein angeboten, dass die „typischen Sprüche“, auf die eine gelassene Reaktion erforderlich ist, meist weniger die Kompetenz junger Anwälte betreffen als die Berufssituation, das Aussehen oder den schlichten Umstand, eine Frau in der jeweiligen beruflichen Situation zu sein. Wir bieten darüber hinaus Bias-Schulungen an und auf europäischer Ebene organisieren wir unser jährliches Women‘s Advancement Programm und unser Women Mentoring. Ich selbst bin seit Jahren Mentorin und auch für mich bringt jeder einzelne Termin immer sehr viel Freude und Einblicke in andere Generationen und länderspezifische Aspekte. Nicht zuletzt kooperieren wir nun mit den Paragraphinnen, um wieder einen Schritt weiterzugehen.
Christine Seiz:
Dentons bietet diverse Karriereförderprogramme an, von denen ich die Legal Academy, das Associate Development Programm sowie das Women’s Avancement Programm besucht habe. Das Letztgenannte war für mich am wegweisendsten, Hauptziel des Programms ist, dass sich weibliche Talente in unseren europäischen Büros vernetzen, fördern und auf ihrem individuellen Karriereweg unterstützen. In einem vertrauensvollen Umfeld soll offen über Herausforderungen gesprochen und von der Erfahrung der anderen profitiert werden. Neben Coachingsessions in
größerer Teilnehmerzahl wird den Teilnehmerinnen eine Partnerin oder ein Partner aus einem anderen europäischen Büro als Mentor zur Seite gestellt. Die Sessions mit meiner Mentorin, eine der erfolgreichsten Anwältinnen im Gesellschaftsrecht in Spanien, waren geprägt von großer Offenheit. Basierend auf ihrer Erfahrung haben wir meine Stärken analysiert und gemeinsam die nächsten Schritte auf meinem Entwicklungsweg definiert. Das Programm hat mich bestärkt und motiviert, meine Ziele entschlossen weiterzuverfolgen.
Dominika Wojewska:
Das wird jetzt vielleicht etwas überraschen, aber aus meiner Perspektive ist die Wahrheit schlicht: Es ist schwer vereinbar. Und genau das sollten wir auch mal offen aussprechen – nicht nur vor anderen, sondern auch vor uns selbst. Zwei anspruchsvolle Rollen unter einen (manchmal etwas schief sitzenden) Hut zu bringen, ist schwer. Aber genau deswegen ist es umso beeindruckender, was wir jeden Tag leisten. Natürlich hängt vieles von den individuellen Rahmenbedingungen ab. Mein Mann und ich arbeiten ungefähr gleich viel und teilen uns die familiären Verpflichtungen 50/50. Das verlangt eine Menge Organisation, Kompromisse und gegenseitige Unterstützung. Es bedeutet aber auch, dass wir Abstriche bei eigener Freizeit und Paarzeit machen müssen. Aber das war unsere bewusste Entscheidung, niemand zwingt uns schließlich dazu, es so zu machen.
Ansonsten spielt das eigene Team eine entscheidende Rolle. In meinem Team gibt es viele Eltern, und die Bereitschaft, individuelle Lösungen zu finden, ist definitiv da. Am Ende muss es ein Geben und Nehmen auf beiden Seiten sein: Ich erwarte als Elternteil vielleicht mehr Flexibilität, aber ich gebe sie auch zurück, sei es durch Arbeit zu ungewöhnlichen Zeiten oder spontane Anpassungen.
Dominika Wojewska:
Ganz klar: die fachliche Abwechslung und mein großartiges Team. Besonders schätze ich das Vertrauen, das man mir entgegenbringt. Ich bin keine „Back-Office-Anwältin“, sondern mitten im Geschehen: mit direktem Mandantenkontakt und eigenverantwortlichem Arbeiten. Gleichzeitig weiß ich, dass ich nicht allein gelassen werde – Unterstützung ist immer da, wenn ich sie brauche. Die anspruchsvollen Aufgaben fordern mich, lassen mich fachlich und persönlich weiterentwickeln und zeigen mir, dass man mir zunehmend mehr zutraut. Dieses Vertrauen zu spüren, ist nicht nur ein schönes Gefühl, sondern auch sehr motivierend.
Ilka Mehdorn:
Vielleicht haben wir dann nur noch das Differenzierungskriterium Mensch oder Maschine – und alles Weitere spielt überhaupt keine Rolle mehr…?
Dominika Wojewska:
„Probieren geht über Studieren.“ Überlegt euch nicht schon vor dem Berufseinstieg, warum etwas vielleicht nicht klappen könnte oder welche Hürden bestehen könnten. Gebt dem Ganzen eine Chance, wenn ihr es euch grundsätzlich vorstellen könnt. Wenn ihr merkt, dass der Anwaltsberuf nichts für euch ist, könnt ihr immer noch eine andere Richtung einschlagen – aber probieren lohnt sich! Vertraut darauf, dass ihr genauso qualifiziert und fähig seid wie eure Kollegen. Seid offen für Neues und kommuniziert klar, was ihr euch wünscht – niemand kann Gedanken lesen. Und schließlich: Bleibt euch selbst treu und gebt euch die Freiheit, euren eigenen Weg zu finden.
Ich bin keine „Back-Office-Anwältin“, sondern mitten im Geschehen: mit direktem Mandantenkontakt und eigenverantwortlichem Arbeiten. Gleichzeitig weiß ich, dass ich nicht allein gelassen werde – Unterstützung ist immer da, wenn ich sie brauche.
Dominika Wojewska
Christine Seiz ist Counsel im Bereich Corporate/M&A im Münchner Büro.
Dr. Dominika Wojewska ist Senior Associate im Kartellrecht am Berliner Standort von Dentons.