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Real Estate: Vom Vertragsentwurf zur Skyline

Elisa arbeitet an Projekten, die buchstäblich sichtbar werden. Im Interview spricht sie über internationale Zusammenarbeit, ihren MBA in Immobilienwirtschaft und den Mut, den eigenen Weg zu gehen.

Liebe Elisa, Du bist Senior Associate bei Dentons in München und Mitglied der Praxisgruppe Real Estate. Für unsere Leserinnen, die mit dem Bereich noch nicht so vertraut sind: Kannst Du kurz erläutern, welche Tätigkeiten und Themen die Arbeit in der Real Estate-Praxisgruppe einer Großkanzlei umfasst?

In unserer Praxisgruppe beraten wir Mandanten bei Projekten rund um Immobilien – sei es der Kauf oder Verkauf großer Objekte, Projektentwicklungen oder Joint Ventures. Besonders häufig geht es dabei um komplexe Asset- oder Share Deals. Wir gestalten und verhandeln Kaufverträge, Mietverträge oder Gesellschaftsverträge, oft auch in Kooperation mit KollegInnen aus dem Steuer- und Finanzierungsrecht. Unsere Mandantensind meist große Corporates mit umfangreichem Immobilienbestand, institutionelle Investoren, Family Offices oder Projektentwickler. Kurz gesagt: Wir begleiten die rechtliche Umsetzung komplexer und wirtschaftlich relevanter Immobilienprojekte.

Gab es einen bestimmten Moment oder eine Erfahrung während Deiner juristischen Ausbildung oder in Deinem beruflichen Werdegang, die Dich speziell in den Bereich Immobilienrecht geführt hat?

Als Berufseinsteigerin habe ich zunächst in der Praxisgruppe Corporate/M&A gearbeitet und dort vor allem Unternehmenstransaktionen und Joint Ventures begleitet und zu gesellschaftsrechtlichen Fragestellungen beraten. Nach und nach hat sich mein Fokus dann auf immobilienbezogene Deals verlagert – besonders solche mit spannender gesellschaftsrechtlicher Struktur wie Share Deals oder Joint Ventures. Es war also eher ein fließender Übergang als ein Aha-Moment. Was mich bis heute fasziniert: Immobilien sind greifbar. Man berät nicht nur zu abstrakten Rechtsfragen – sondern sieht, wie daraus echte Gebäude und Projekte entstehen. Das macht den Beruf für mich sehr lebendig.

Du betreust auch zahlreiche ausländische Unternehmen. Inwiefern spielt dabei die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen ausländischen Rechtsordnungen eine Rolle? Wie gehst Du damit um, wenn rechtliche Rahmenbedingungen stark voneinander abweichen?

Wir beraten regelmäßig zu grenzüberschreitenden Immobilieninvestments, bei denen unterschiedliche Rechtsordnungen eine zentrale Rolle spielen – sei es bei internationalen Joint Ventures, der Strukturierung von ausländischen Investorenvehikeln oder bei rechtlichen Besonderheiten im jeweiligen Zielland. Gerade bei stark voneinander abweichenden Rahmenbedingungen ist der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland entscheidend. Einer der Gründe, warum ich mich für eine Großkanzlei wie Dentons entschieden habe, war genau dieses internationale Umfeld: Als größte Kanzlei der Welt mit Büros in fast jedem Land können wir direkt auf die rechtliche Expertise der Kollegen vor Ort zugreifen – und können so als echtes Team über Grenzen hinweg beraten.

Wie sieht Dein typischer Arbeitsalltag aus? Welche Aufgaben dominieren und welche Fähigkeiten sind dabei besonders gefragt? Was macht dir dabei am meisten Spaß?

Mein Arbeitsalltag ist abwechslungsreich und geprägt von typischer Transaktionsarbeit: Ich entwerfe und verhandle Verträge, koordiniere Due-Diligence-Prozesse und bespreche rechtliche Strukturen mit den KollegInnen und mit dem Mandanten. Dabei sind neben juristischem Know-how vor allem Kommunikationsstärke, Organisationstalent und Teamarbeit gefragt – besonders, wenn mehrere Parteien beteiligt sind. Am meisten Freude macht mir das gemeinsame Arbeiten im Team – und der Moment, wenn ein komplexes Projekt erfolgreich abgeschlossen ist.

Aktuell absolvierst Du zusätzlich einen MBA in Immobilienwirtschaft. Was hat Dich zu diesem Schritt motiviert? Inwiefern unterstützt Dich der MBA bei Deinen täglichen juristischen Aufgaben und dem Verständnis für Deine Mandate?

Mein Fokus lag immer stark im Gesellschaftsrecht. Der MBA war für mich die ideale Ergänzung, um die wirtschaftliche Seite von Immobilienprojekten noch besser zu verstehen – also wie Investoren denken, wie Finanzierungen strukturiert werden, was Projektentwickler umtreibt. Dieses Verständnis hilft enorm in der rechtlichen Beratung. Außerdem schätze ich den Austausch mit den anderen TeilnehmerInnen – das Netzwerk ist inspirierend und erweitert den Horizont über die eigene juristische Brille hinaus.

Abschließend: Welchen Karrieretipp würdest Du jungen Juristinnen geben, die sich ebenfalls auf das Immobilienrecht spezialisieren möchten? Gibt es etwas, das Du gern früher gewusst hättest?

Seid offen und neugierig – ihr müsst nicht gleich wissen, was „euer“ Bereich ist. Vieles erschließt sich erst „on the job“. Mein Tipp: Nutzt die Stationen, um euch auszuprobieren, sprecht mit Menschen, die schon im Beruf sind, und hört auf euer Bauchgefühl. Immobilienrecht ist perfekt für alle, die das Zusammenspiel von Recht und Wirtschaft spannend finden und gerne im Team an greifbaren Projekten arbeiten. Was ich gern früher gewusst hätte? Dass es völlig okay ist, nicht alles sofort zu wissen – aber dass man mit Neugier, Hartnäckigkeit und guten Fragen mehr erreicht als man denkt.

Was mich bis heute fasziniert: Immobilien sind greifbar. Man berät nicht nur zu abstrakten Rechtsfragen – sondern sieht, wie daraus echte Gebäude und Projekte entstehen.

Dr. Elisa Kluge

Dr. Elisa Kluge ist Senior Associate bei Dentons in München und berät nationale und internationale Mandanten an der Schnittstelle von Immobilienwirtschaftsrecht und Gesellschaftsrecht – insbesondere bei Transaktionen und Joint Ventures. Derzeit absolviert sie berufsbegleitend einen MBA im Bereich Real Estate an der International Real Estate Business School (IREBS) und ist Mutter von zwei Kindern.